Wenn der Vater mit der Nachfolgerin …

Unsere Teilnehmerin Iska* hatte folgendes Anliegen: Wie kann ich eine Konfliktkultur etablieren, die Veränderung möglich macht? Zum Hintergrund: Sie und ihr Vater Frank führen gemeinsam ein Unternehmen mit 86 Mitarbeitern.

Iska ist für das Personal zuständig, Bewerbungen, Einstellungen usw. Die Einstellung einer neuen Führungskraft führte zu einem Konflikt zwischen den beiden. Iska ist der Meinung, man sollte dem Mitarbeiter seinen Forderungen nach flexibler Arbeitszeit nachgeben. Der Arbeitsmarkt sehr leer gefegt und es wäre wichtig, den Mitarbeitern Zugeständnisse zu machen. Ihr Vater sieht das gänzlich anders, schließlich wäre er als Unternehmer derjenige, der die Spielregeln vorgibt. Eine hitzige Diskussion ergibt sich, die beide verärgert beenden. Der Konflikt schwelt vor sich hin. Schließlich stimmt der Mitarbeiter dem Arbeitsvertrag auch ohne flexible Arbeitszeiten zu. Konflikt gelöst, könnte man meinen?

Aber Iska bewegt diese Episode noch immer. Was ist passiert?

Im Workshop versuchen wir zunächst im Gespräch die Motive der beiden zu ergründen. Für Iska wird schnell deutlich, dass sie das Gespräch mit Frank suchte, um sich selber Sicherheit für ihre Entscheidung zu holen. Doch was mag Frank bewogen haben, so harsch und gebieterisch aufzutreten? Für Iska scheint es klar zu sein: Frank will einfach 100% Verantwortung haben, schließlich hat er es immer so gemacht und er will sie nicht wirklich zum Zug kommen lassen. Doch ist es wirklich so, wie sie es interpretiert?

Wir nutzen die Methode der „Gestapelten Stühle“, um Iska einen neuen Blick auf die Situation zu ermöglichen: Vier leere Stühle stehen im Raum. Auf der linken Seite stehen sich gegenüber die Plätze für die Tochter Iska und ihren Vater Frank. Auf der rechten Seite gibt es Stühle für die Unternehmensnachfolgerin und Personalverantwortliche Iska und den Geschäftsführer des Unternehmens, Frank.

Wir erleben mit Iska das Streitgespräch noch einmal neu. Iska ist sie selbst, die Rolle von Frank übernimmt eine andere Teilnehmerin des Workshops. Wir schicken Iska entsprechend ihrer Erlebnisse von einem Stuhl zu anderen. Hier spricht sie als Nachfolgerin, dort erwartet sie von ihrem Vater Unterstützung als Tochter. Gleiches geschieht bei Frank. Hier spricht er als Unternehmenslenker, dort bewegen ihn Beschützerinstinkte des Vaters. Spricht die Nachfolgerin mit dem Vater, geht die Kommunikation aneinander vorbei. Antwortet der Chef der Tochter, geschieht gleiches. Erst als der Vater auf die Ängste der Tochter reagiert und ihr die Sicherheit gibt, dass sie ihre Arbeit gut macht, können sich beide auch auf der professionellen Ebene treffen und der Chef kann der Nachfolgerin seine Bedenken zum Thema flexibler Arbeitszeit mitteilen. Ein echtes konstruktives Gespräch kann entstehen.

Iska ist nach diesem Rollenspiel sehr nachdenklich. Sie sieht in der Rückschau, wie oft sie im Alltag die verschiedenen Ebenen vermischt und immer wieder in die gleiche Falle läuft, nämlich als „Töchterchen“ den Chef anzusprechen. Für die Zukunft nimmt sie sich vor, die Ebenen zu trennen und bewusster zu kommunizieren.

* den Namen haben wir geändert

Photo: Andreas Stich, Österreich

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